Oxfam: Vermögen der Milliardäre um zwei Billionen Dollar angestiegen

Gäste bei der Amtseinführung Donald Trumps als US-Präsidenten in der Rotunde des US-Kapitols in Washington, 20. Januar 2025. Unter den Gästen: Mark Zuckerberg, Jeff Bezos, Sundar Pichai und Elon Musk [Photo by AP Photo/Julia Demaree Nikhinson, Pool]

Laut dem Jahresbericht der Hilfs- und Entwicklungsorganisation Oxfam, der am Montag erschien, ist das Vermögen der Milliardäre der Welt im Jahr 2024 um mehr als zwei Billionen Dollar gestiegen. Oxfam warnte, die globale Gesellschaft werde zunehmend von einer „aristokratischen Oligarchie“ beherrscht.

Der Bericht der Organisation zeigt, dass das Vermögen der Milliardäre weltweit im Jahr 2024 von 13 auf 15 Billionen Dollar, d.h. dreimal schneller als im Jahr 2023, angestiegen ist.

Das Vermögen der reichsten zehn Personen ist im Jahr 2024 um durchschnittlich fast 100 Millionen US-Dollar pro Tag gewachsen.

Die Zahl der Milliardäre stieg 2024 um 204 auf 2.769. Insgesamt wuchs ihr Vermögen jeden Tag um 5,7 Milliarden US-Dollar, und im Durchschnitt kamen jede Woche vier neue Milliardäre dazu.

In ihrem Bericht prognostiziert Oxfam, dass es bis Ende des Jahrzehnts fünf Billionäre auf der Welt geben wird. Letztes Jahr ging sie noch von nur einem aus.

Der geschäftsführende Direktor von Oxfam International, Amitabh Behar, erklärte: „Die Vereinnahmung unserer Weltwirtschaft durch einige wenige Privilegierte hat ein Ausmaß erreicht, das früher als unvorstellbar galt. Das Versäumnis, die Milliardäre aufzuhalten, wird bald zur Entstehung von Billionären führen. Nicht nur die Geschwindigkeit, mit der Milliardäre Vermögen anhäufen, hat sich um das Dreifache erhöht, sondern auch ihre Macht.“

Die reichsten Menschen der Welt sind Elon Musk, der Gründer von Tesla und SpaceX, mit einem Nettovermögen von 449 Milliarden Dollar, der Amazon-Vorstandschef Jeff Bezos mit einem Nettovermögen von 245 Milliarden Dollar und der Facebook-Vorstandschef Mark Zuckerberg mit einem Nettovermögen von 217 Milliarden Dollar.

An Donald Trumps Amtseinführung nahmen fünf der zehn reichsten Menschen der Welt teil, darunter Musk, Bezos, Zuckerberg, der Franzose Bernard Arnault und der Google-Mitbegründer Sergey Brin.

Behar erklärte in Anspielung auf Trump und Musk: „Was Sie hier sehen, ist ein milliardenschwerer Präsident, der heute seinen Eid ablegt und vom reichsten Mann der Welt unterstützt wird. Das ist sozusagen das Juwel in der Krone der globalen Oligarchien.

Es geht nicht um eine bestimmte Person. Es geht um das Wirtschaftssystem, das wir geschaffen haben, in dem die Milliardäre jetzt praktisch in der Lage sind, die Wirtschafts- und Sozialpolitik zu gestalten, was ihnen letztendlich immer mehr Profit einbringt.“

Die massive Bereicherung der Finanzelite findet in einer Situation der ausufernden Krise der Lebenshaltungskosten für die große Mehrheit der Menschheit statt. Während das reichste ein Prozent der Gesellschaft fast 45 Prozent des gesamten Vermögens besitzt, leben 44 Prozent der Menschheit unter der Armutsgrenze, die die Weltbank bei 6,85 Dollar pro Tag festgesetzt hat.

Der Oxfam-Bericht weist auch auf den zunehmend verfestigten Charakter dessen hin, was er als „aristokratische Oligarchie“ bezeichnet: „Die Vorstellung, extremer Reichtum sei eine Belohnung für extremes Talent, ist allgegenwärtig und wird von unseren Medien und der Populärkultur nachdrücklich bekräftigt. Doch diese Vorstellung hat keine Basis in der Realität.

Im Jahr 2023 sind – erstmals – mehr neue Milliardäre durch Erbschaft als durch unternehmerische Aktivitäten reich geworden. Alle Milliardäre unter 30 Jahren weltweit haben ihr Vermögen geerbt.“

Der Bericht enthält Statistiken, die deutlich machen, dass der Reichtum dieser Finanzoligarchen tatsächlich „unfassbar“ ist: „Selbst wenn jemand seit der Entstehung der ersten Menschen vor 315.000 Jahren täglich 1.000 US-Dollar gespart hätte, hätte er nicht so viel Geld wie einer der zehn reichsten Milliardäre.

Würde einer der zehn reichsten Milliardäre 99 Prozent seines Vermögens verlieren, wäre er immer noch Milliardär.“

Der Bericht stellt eine Beziehung zwischen der sozialen Ungleichheit und der zunehmenden Monopolisierung der Industrie her: „Während Monopole ihren Würgegriff auf die Industrie verstärken, steigen die Vermögen der Milliardäre auf ein noch nie dagewesenes Niveau. Die Macht der Monopole steigert weltweit den extremen Reichtum und die Ungleichheit. Monopolistische Konzerne können Märkte kontrollieren, die Regeln und Bedingungen für den Austausch mit anderen Unternehmen und Arbeitern schaffen und höhere Preise festsetzen, ohne dabei Geschäfte zu verlieren.“

Als Beispiel dafür nannte der Bericht die erschütternde Zahl, dass „70 Prozent oder sogar mehr der Onlinekäufe in Deutschland, Frankreich, im Vereinigten Königreich und Spanien bei Amazon [das dem zweitreichsten Mann der Welt, Bezos, gehört] gemacht werden“.

In einer Rede bei seiner Verabschiedung aus dem Amt am Wochenende warnte US-Präsident Joe Biden davor, dass „in Amerika eine Oligarchie mit extremem Reichtum, Macht und Einfluss entsteht“.

Der Oxfam-Bericht macht jedoch deutlich, dass diese Oligarchie nicht erst „entsteht“, sondern dass sie ihren Reichtum und ihre Macht unter der Biden-Regierung deutlich vergrößert hat. Biden trat sein Amt auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie an, und der zentrale innenpolitische Schwerpunkt seiner Regierung war es, Arbeiter in Betriebe zurückzuschicken, die Infektionsbrutstätten waren, um die Kosten für die Konzerne zu verringern. Aufgrund ihrer Politik ist der Anteil der Arbeiter am Nationaleinkommen auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gesunken.

Diese Finanzoligarchie nutzt ihre Kontrolle über beide Parteien, um ihren Reichtum und ihre Macht auf Kosten der Arbeiterklasse auszuweiten, deren Ausbeutung die Grundlage ihres Reichtums bildet. Die künftige Trump-Regierung ist, wie die World Socialist Web Site erklärte, eine Regierung „von, durch und für die Oligarchie“.

Der Oxfam-Bericht wurde im Vorfeld des jährlichen Treffens des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos veröffentlicht. Er präsentiert zwar aussagekräftige und unbestreitbare Daten über das Anwachsen der Ungleichheit, argumentiert aber, die zunehmende Kontrolle der Finanzoligarchie könne gebrochen werden, wenn man „sicherstellt, dass die Konzerne und Superreichen ihren fairen Anteil an Steuern zahlen“. Die Organisation erklärt nicht, wie dies erreicht werden soll, wenn die Finanzoligarchie alle Schalthebel der Macht kontrolliert.

Doch, wie die World Socialist Web Site in ihrer Neujahrserklärung schrieb:

Der Kampf gegen die Oligarchie ist seinem Wesen nach eine revolutionäre Aufgabe. Ihr Reichtum muss enteignet werden, und das wirtschaftliche und politische Leben muss aus ihrem Würgegriff befreit werden. Um das zu erreichen, muss die Arbeiterklasse im Weltmaßstab mobilisiert werden, um die politische Macht zu übernehmen, die demokratische Kontrolle über den Produktionsprozess zu erlangen und die Gesellschaft auf der Grundlage des Sozialismus – d. h. auf der Grundlage der sozialen Bedürfnisse und nicht des privaten Profits – neu zu organisieren.

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