Bulletin-Artikel von David North
18. November 1986
Michael Banda, der ehemalige Generalsekretär der britischen Workers Revolutionary Party, hat öffentlich den Trotzkismus beschimpft und seine politische Übereinstimmung mit dem Stalinismus erklärt.
Nach einem Bericht in der Workers Press, der Wochenzeitung der WRP, hielt Banda vor einer Fraktion der britischen Kommunistischen Partei eine Rede, in der er den Trotzkismus als „einen zentristischen Auswuchs“ bezeichnete und Trotzki als „einen Kleinbürger, den persönlicher Groll antrieb“. Banda behauptete, Trotzki habe Stalin nie verziehen, dass er ihn im Kampf um die Führung der bolschewistischen Partei nach Lenins Tod besiegt habe.
Mit der Begründung, politisch sei der Trotzkismus bedeutungslos, empfahl Banda, dass „Trotzkis Schriften ein besonderer Platz in politischen Bibliotheken neben Proudhon, Kropotkin und Bucharin eingeräumt werden“ solle.
Banda rechtfertigte auch Stalins blutige Unterdrückung der Arbeiterklasse und die Zerstörung der Rätedemokratie als notwendig für die Entwicklung der Produktivkräfte in der UdSSR in der Zeit nach der Russischen Revolution. Er verglich die Rolle der Bürokratie mit der der englischen Bourgeoisie nach der Revolution Cromwells im 17. Jahrhundert.
Nach 40 Jahren in der trotzkistischen Bewegung hat Michael Banda sich genau dem Feind angeschlossen, gegen den die Vierte Internationale seit dem ersten Tag ihrer Existenz an einen Kampf auf Leben und Tod geführt hat. Seine jetzige Position bestätigt erneut, was schon vor mehr als 30 Jahren durch einen anderen Renegaten der trotzkistischen Bewegung in Großbritannien, John Lawrence, bewiesen worden ist – nämlich, dass der Pablismus unausweichlich in der einen oder anderen Form zur politischen Kapitulation vor dem Stalinismus führt.
Lawrence, einer der wichtigsten Anhänger Pablos in der erbitterten Auseinandersetzung innerhalb der Vierten Internationale im Jahre 1953, trat der Kommunistischen Partei bei, nachdem er von der britischen Sektion ausgeschlossen worden war. 1954, als Lawrence provokativ in der trotzkistischen Druckerei erschien, musste man Michael Banda buchstäblich zurückhalten, damit er ihm nicht mit einem Jagdmesser die Kehle durchschnitt. Jetzt tritt Banda in seine Fußstapfen.
Bandas Entwicklung widerlegt ein für alle Mal die dummen und verlogenen Behauptungen,
1.) dass die Grundlage für die Explosion in der WRP ein Kampf über die Frage der „revolutionären Moral“ gewesen sei, und
2. ) dass es eine Art „gleichmäßiger Degeneration“ innerhalb des Internationalen Komitees gegeben habe.
Banda wurde nicht über Nacht zum Stalinisten und sein erbärmlicher Verrat ist nicht das Produkt seiner persönlichen Eigenschaften. Vielmehr ist seine heutige Position das Ergebnis revisionistischer politischer Auffassungen, die sich über viele Jahre hinweg innerhalb der WRP-Führung entwickelten. Während der 70er Jahre bewegten sich Healy, Banda und Slaughter immer offener in Richtung auf eine politische Anpassung an den Stalinismus. Was dieser Rechtswendung politisch den Weg ebnete, war die Tatsache, dass sie jeglichen Kampf gegen den pablistischen Revisionismus aufgegeben haben.
Man beachte, dass trotz all des subjektiven Hasses, der mit der Spaltung innerhalb der WRP aufbrach, Healy bezüglich des Stalinismus eine Position einnimmt, die sich im Wesentlichen nicht von der Position Bandas unterscheidet. Zwar hat Healy noch nicht öffentlich Trotzki beschimpft, doch hat er bereits erklärt, dass die engsten politischen Verbündeten der Organisation, die er führt, in Moskau und Peking zu finden seien.
Was den von Slaughter geführten rechten Flügel der WRP betrifft, so ist ihr Versuch, in ihrer Antwort auf Bandas Rede Empörung vorzuspiegeln, absolut zynisch und verlogen. Die Rehabilitierung des Stalinismus innerhalb der WRP war von niemand anderem als Cliff Slaughter am 26. November 1985 eingeleitet worden, als er Monty Johnstone, einem führenden britischen Stalinisten auf einer öffentlichen, von der WRP organisierten Veranstaltung die Hand schüttelte. Auf dieser Veranstaltung machte Slaughter seinen ersten öffentlichen Angriff auf das Internationale Komitee der Vierten Internationale.
Innerhalb der darauf folgenden zehn Wochen wurde die Spaltung der WRP vom Internationalen Komitee auf der Grundlage von Bandas prostalinistischer Linie durchgeführt. Alles, was Banda dem Bericht nach vor einer Gruppe von britischen Stalinisten sagte, war bereits in seiner giftigen Denunziation des Internationalen Komitees enthalten, in seinem berüchtigten Dokument „27 Gründe, weshalb das Internationale Komitee sofort begraben werden sollte“.
Dieses Dokument war von Slaughter enthusiastisch als Schlag gegen das Internationale Komitee begrüßt worden und lieferte die politische Grundlage für die zwei Spaltungsresolutionen der WRP vom 26. Januar 1986, in denen die politische Autorität des Internationalen Komitees zurückgewiesen worden war.
Mit der Formulierung dieser Resolutionen war Bandas Verbündeter, Dave Good, betraut worden, der die WRP innerhalb von vier Monaten verließ, um den Stalinismus zu umarmen.
Es ist eine historische Tatsache, dass diejenigen, die in der WRP die Kampagne für einen Bruch mit dem Internationalen Komitee mit der Behauptung organisiert hatten, es repräsentiere nicht die Kontinuität des Trotzkismus, in der Zwischenzeit zum Stalinismus übergelaufen sind.
Es soll auch nochmals darauf aufmerksam gemacht werden, dass diese Kräfte mit der Unterstützung von Slaughter entscheidende Handlangerdienste für den verbrecherischen Angriff auf die Untersuchung „Sicherheit und die Vierte Internationale“ geleistet haben.
Banda selbst widmete einen Absatz seiner „27 Gründe“ der Denunzierung dieser Untersuchung. Der politische Inhalt dieses Angriffs ist jetzt klar: Seine Opposition gegen die Untersuchung des Internationalen Komitees über die Umstände von Trotzkis Ermordung und die Rolle, die stalinistische Agenten dabei spielten, ist in der Tatsache begründet, dass er jetzt der Auffassung ist, Stalins Mord an Trotzki sei politisch gerechtfertigt gewesen.
Auf dieser Grundlage ist jedem stalinistischen Agenten innerhalb der WRP eine politische Lizenz verliehen worden, eine verleumderische Kampagne gegen die erste und einzige Untersuchung zu führen, die jemals von der trotzkistischen Bewegung über die von GPU/KGB-Agenten gegen die Vierte Internationale verübten Verbrechen durchgeführt worden ist.
Unmittelbar vor dem 8. Kongress der WRP im Februar 1986 richtete Slaughter an Banda die direkte Aufforderung zu einem Bündnis gegen das Internationale Komitee und seine Anhänger innerhalb der britischen Sektion. Am 8. Februar 1986 riefen die Elemente um Banda und Slaughter die Polizei, um die Minderheit, die dem Internationalen Komitee treu blieb, daran zu hindern, den Kongressraum zu betreten. Anschließend verabschiedeten sie eine Resolution, die das Internationale Komitee als „antikommunistisch“ beschimpfte – eine durch und durch stalinistische Verleumdung.
Nach der Spaltung brach das Banda-Slaughter-Bündnis auseinander, und zwar aufgrund erbitterter Auseinandersetzungen über organisatorische Fragen, die sich um die Kontrolle über das finanzielle Vermögen der Partei drehten. Dies führte zum Ausschluss Bandas im Mai 1986. Die WRP veröffentlichte jedoch nicht ein einziges Dokument, um die prostalinistische Linie Bandas und seiner Anhänger zu entlarven und sich davon zu distanzieren.
Im Gegenteil, ein Brief zur Beschimpfung des Trotzkismus, verfasst von der stalinistischen Gruppe „The Leninist“, vor der Banda seine Rede hielt, wurde sogar in der Workers Press als Teil der von der WRP organisierten „Diskussion“ über die Vierte Internationale veröffentlicht.
Das Fehlen jeglicher grundlegender Differenzen zwischen der Workers Press und Banda wird auch durch die Überschrift über dem Bericht zu Bandas Rede zum Ausdruck gebracht: „Kein Händeschütteln, sondern eine tödliche Umarmung“.
Mit anderen Worten, es ist in Ordnung, Stalinisten die Hand zu schütteln – wie es Slaughter auf der Versammlung in Friends Hall im November 1985 getan hat –, doch „tödliche Umarmungen“ sollte man vermeiden. Das ist das Ausmaß der „Differenzen“ zwischen Banda und Slaughter.
Die Tatsache, dass das Internationale Komitee die Kontinuität des Trotzkismus verkörpert, ist durch seinen Kampf gegen die WRP praktisch bewiesen worden. Weit davon entfernt, zusammen mit den britischen Renegaten degeneriert zu sein, hat das IKVI seine politische Gesundheit unter Beweis gestellt, indem es gegen das prostalinistische Krebsgeschwür kämpfte, das schon seit Jahren in der WRP Metastasen bildete.
Innerhalb von 24 Stunden nach Erhalt des Wortlauts der WRP-Resolutionen vom 26. Januar 1986 hat das Zentralkomitee der Workers League einen Brief an die Mitglieder des Internationalen Komitees und der WRP verabschiedet, der Banda und diejenigen, die die Politik der WRP-Resolutionen unterstützten, als „Renegaten des Marxismus“ bezeichnete, „die vor dem Druck des britischen Imperialismus kapituliert und sich in den Dienst des Klassenfeindes gestellt haben.“ Diese Einschätzung ist vollauf bestätigt worden.
Wir erwarten von Cliff Slaughter keine öffentliche Erklärung dazu, wie es dazu gekommen ist, dass der Generalsekretär der Workers Revolutionary Party und sein politischer Verbündeter zum Generalsekretär Gorbatschow übergelaufen ist. Wir erwarten auch nicht, dass er erklärt, weshalb trotz der angeblichen „gleichmäßigen Degeneration“ des IKVI in keiner seiner Sektionen auch nicht die Spur solch einer reaktionären Tendenz aufgetaucht ist, wie sie von Banda repräsentiert wird.
Er ist dazu viel zu beschäftigt. Die Workers Press hat verkündet, dass sie für einen Sonderfonds in Höhe von 10.000 Pfund sammelt, um ihre internationale Arbeit zu finanzieren – d.h. zur Finanzierung von Cliff Slaughters Reisen auf der ganzen Welt, um neue Verbündete gegen das Internationale Komitee und den Trotzkismus zu finden.
