Zahlreiche Medien haben über den neuesten makabren Meilenstein der Corona-Pandemie berichtet: Seit dem ersten Auftauchen des Virus in den USA im Januar 2020 wurde mehr als einer von 500 Bewohnern der USA (0,2 Prozent) getötet. Derzeit liegt die Zahl der bestätigten Fälle bei 42,5 Millionen und die Zahl der Toten bei mehr als 685.000.
Der letzte derartige Meilenstein wurde Mitte Dezember letzten Jahres erreicht, als einer von 1000 Einwohnern gestorben war. Neun Monate später hat sich die Zahl der Toten verdoppelt. Fast jeder hat mittlerweile durch die tödliche Krankheit einen Freund, einen Kollegen oder ein Familienmitglied verloren.
Angesichts des vorzeitigen Verlustes so vielen Menschenleben erklärte CNN: „Es ist eine ernüchternde Zahl, die zu einem Zeitpunkt bekannt wird, an dem die Krankenhäuser in den USA mit einer großen Zahl von Patienten kämpfen müssen.“ Die Washington Post stellte eine Auflistung nach Alter an, laut der die Todesrate bei 40- bis 64-Jährigen 1:780 beträgt, bei 65- bis 84-Jährigen 1:150. Unter Personen über 85 Jahren beträgt die Zahl der Toten erschütternde 1:35 oder insgesamt 171.000 Menschen.
Die Pandemie hat sowohl unter den Alten als auch unter deren Pflegern gewütet. Laut dem Nursing Home Covid-19 Dashboard des Rentnerverbands AARP sind bis zum 15. September mindestens 186.000 Bewohner und Beschäftigte von Pflegeheimen an Covid-19 gestorben. Die Daten der AARP deuten darauf hin, dass neben den Pflegeheimbewohnern Zehntausende von Altenheim- und Langzeit-Pflegekräften gestorben sind. Auch in Pflegeheimen steigt die Zahl der Todesfälle, vor allem in Alaska, Florida und Montana.
Vergleiche mit Kriegen und früheren Pandemien sind immer zutreffender. In absoluten Zahlen hat die Corona-Pandemie mehr Amerikaner getötet als der Erste und Zweite Weltkrieg zusammen. Die Pandemie hat außerdem etwa genauso viele Amerikaner getötet wie die Spanische Grippe 1918, bei der schätzungsweise zwischen 500.000 und 850.000 Menschen starben.
Es deutet auch vieles darauf hin, dass die Corona-Pandemie den düsteren Meilenstein der Spanischen Grippe von 1918 überschreiten wird oder es bereits getan hat. Laut Schätzungen zur Übersterblichkeit durch den Economist liegt die tatsächliche Zahl der Toten in den USA eher bei 900.000. Laut dem Institute for Health Metrics and Evaluation könnte sie sogar bei über einer Million liegen.
Die offiziellen Zahlen sind genauso makaber. Im Durchschnitt sterben täglich mehr als 1.600 Menschen, und diese Zahl steigt tendenziell seit Juli an.
Allerdings geht kein Medienbericht ernsthaft darauf ein, was die Ursache für die immense Zahl der Toten ist. Bestenfalls herrscht Verzweiflung darüber, dass „nicht genug Menschen geimpft wurden“, wie es die Post formulierte. Die Biden-Regierung selbst schweigt zu den Zahlen. Generell wird bei den Todesopfern „nicht mehr gefragt, ob sie sterben, sondern wann“, als sei die Pandemie eine Art unvorhergesehene Naturkatastrophe, deren Konsequenzen man einfach hinnehmen müsse.
Stattdessen wurde der Rückgang der Fallzahlen als Vorwand benutzt, die Wirtschaft vollständig zu öffnen. Der 4. Juli wurde als Tag der „Unabhängigkeit“ vom Virus gefeiert und die vollständige Öffnung der Schulen bis Herbst geplant. Die Warnungen zahlreicher Wissenschaftler vor den Gefahren einer Welle der neuen und hochgradig infektiösen Delta-Variante, die in Indien seit Monaten wütete, wurden völlig ignoriert. Stattdessen wurde beschlossen, den Interessen der Wall-Street-Investoren Vorrang vor dem Schutz von Menschenleben einzuräumen.
Die Folgen waren katastrophal. Mittlerweile werden täglich fast 153.000 neue Fälle gemeldet – eine Zahl, die nach dem Rückgang der Meldungen über das Labor-Day-Wochenende wieder ansteigt. Zudem steigen die Fallzahlen in allen Teilen der USA – nicht nur im amerikanischen Süden, wo sich der Anstieg der Fallzahlen in den letzten Monaten konzentrierte. Daten der New York Times zeigen, dass Bundesstaaten wie Kentucky, Tennessee, West Virginia, Alaska, Montana, Wyoming und Idaho zu den Bundesstaaten mit den landesweit höchsten Fallzahlen gehören.
Montana und Idaho sind außerdem zwei der Bundesstaaten mit den höchsten Anstiegen bei Hospitalisierungen im Land. Montana liegt landesweit an erster Stelle mit einem 47-prozentigen Anstieg der Einweisungen in den letzten 14 Tagen; in Idaho stieg die Zahl im gleichen Zeitraum um 29 Prozent. Andere Bundesstaaten mit einem ähnlich hohen Anstieg der Hospitalisierungsraten sind Ohio, West Virginia, Alaska, New Hampshire und Pennsylvania.
Aus diesem Grund sind die Krankenhaussysteme zunehmend überlastet. Jeden Tag werden fast 100.000 Menschen mit Covid-19 stationär im Krankenhaus aufgenommen. Ein Viertel aller Krankenhäuser meldet derzeit eine Belegung von über 95 Prozent ihrer Intensivpflegebetten, und in jedem Bundesstaat gibt es mindestens ein derart ausgelastetes Krankenhaus. Viele Krankenhäuser, u.a. im Süden von Illinois und im Südwesten von Montana, haben keine Intensivpflegebetten mehr frei.
Der Anstieg der Fallzahlen, Hospitalisierungen und Todesfälle seit Mitte des Sommers ist ein vernichtendes Armutszeugnis für die Politik der Biden-Regierung. Seit seiner Amtsübernahme hat Biden darauf gesetzt, dass Impfstoffe ausreichen, um die Ausbreitung der Krankheit zu verlangsamen. Seit Februar verbreitet er die Falschbehauptung, man könne Arbeitsplätze und vor allem Schulen gefahrlos öffnen. Andere Gesundheitsmaßnahmen wie Tests, Kontaktverfolgung und Isolation wurden weitgehend eingestellt. Die Schließung von Unternehmen und Schulen wurde rundheraus abgelehnt.
Damit hat Biden faktisch die Politik seines Amtsvorgängers und des gesamten herrschenden Establishments übernommen. Während die Medien und andere Vertreter der Kapitalistenklasse das Ausmaß der anhaltenden Katastrophe vielleicht kurzzeitig zur Kenntnis nehmen, haben sie keine Lösung anzubieten – vor allem keine, die die Profitinteressen der Banken und der Wirtschaftselite beeinträchtigen würde.
Deshalb ist es Aufgabe der anderen großen sozialen Kraft in der Gesellschaft, der Arbeiterklasse, für die Ausrottung von Covid-19 zu kämpfen. Dies erfordert die Schließung der Schulen und nicht systemrelevanten Unternehmen sowie massive Investitionen in Tests, Kontaktverfolgung und andere wichtige Gesundheitsmaßnahmen.