Perspektive

Stoppt die Massenentlassungen bei Warren Truck! Mobilisiert die internationale Arbeiterklasse gegen den Arbeitsplatzabbau!

IYSSE-Mitglieder verteilen im Dezember 2023 eine Erklärung gegen den Völkermord im Gazastreifen an Stellantis-Beschäftigte im Warren Truck Assembly Plant in Warren (Michigan).

Die Massenentlassungen im Warren Truck Assembly Plant, das zum Stellantis-Konzern gehört, sind eine Bedrohung für die Autoarbeiter in der ganzen Welt. Bei den für den 8. Oktober geplanten Entlassungen im Werk nahe Detroit handelt es sich um eine Schlacht in einem weltweiten Krieg um Arbeitsplätze, in dem eine durch die globale Produktion vereinte Arbeiterklasse den riesigen transnationalen Konzernen gegenübersteht.

Auf einer Versammlung am Donnerstag reagierten die Beschäftigten von Warren Truck wütend und zeigten sich zum Kampf entschlossen. Die Bürokratie der Gewerkschaft United Auto Workers hingegen konnte nicht einmal die Energie aufbringen, so zu tun, als ob sie die Angriffe auf die Arbeiter interessierten, und verteilte lediglich Flugblätter, die vom Konzern selbst stammten. Diese enthielten Informationen darüber, wie man sich arbeitslos meldet.

UAW-Chef Shawn Fain und der Gewerkschaftsapparat erfüllten ihre Rolle als Arm der Konzernleitung. Sie stellten die Entlassung von 2.450 Arbeitern, von der sie bereits vorab wussten und die das Ergebnis der Verträge ist, die sie letztes Jahr durchgesetzt haben und die enorme Zugeständnisse beinhalten, als vollendete Tatsache dar, gegen die die Arbeiter nichts unternehmen können.

Das ist eine Lüge! Der Abbau kann und muss bekämpft werden, aber dafür ist es notwendig, dass sich die Arbeiterklasse unabhängig und in Opposition zur Bürokratie organisiert. So kann die kollektive Stärke aller Arbeiter in der UAW und darüber hinaus mobilisiert werden.

Die Autoarbeiter in den USA müssen ihren Kampf als globalen Kampf betrachten, in dem die internationale Arbeiterklasse transnationalen Konzernen gegenübersteht, die ein Jobmassaker anrichten.

Die Entlassungen bei Warren Truck stehen zwar im Zusammenhang mit den rückläufigen Fahrzeugverkäufen, doch im Grunde sind sie seit Jahren geplant und Teil der größten Umstrukturierung in der Autoindustrie seit den Tagen Henry Fords und des Fließbands. Die Autohersteller nutzen die Umstellung auf Elektrofahrzeuge, deren Bau weniger Arbeitskräfte erfordert, um große Teile der weltweiten Belegschaften in der Autoindustrie abzubauen.

Bereits vor dem Abschluss der Verträge, die jetzt zur Entlassung von Arbeitern genutzt werden, warnte die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees im letzten Jahr davor, dass die Unternehmen planen, mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge im nächsten Jahrzehnt die Hälfte aller US-Arbeitsplätze zu bedrohen und eine halbe Million Arbeitsplätze in Europa und Hunderttausende weitere in anderen Ländern zu streichen.

Carlos Tavares, CEO von Stellantis, erklärte in diesem Sommer gegenüber Investoren: „Das Rennen um Elektrofahrzeuge ist zu einem Rennen um Kostenreduzierung geworden.“ Diejenigen Arbeitsplätze, die noch erhalten bleiben, werden zu Hungerlöhnen angeboten werden, die häufig auf den Märkten mit den niedrigsten Kosten angesiedelt sein werden.

In diesem Jahr haben die Autokonzerne in den USA bereits 8.000 Arbeitsplätze zerschlagen, darunter über 2.000 im Werk des Nutzfahrzeugherstellers Mack Trucks in Detroit, der zu Stellantis gehört. Zu den Entlassenen gehören auch Tausende von Leiharbeitern, die von der UAW belogen wurden, als diese ihnen versprach, dass sie im Rahmen des neuen Vertrags in Vollzeit eingestellt werden würden.

Tesla hat den Abbau weiterer 14.000 Arbeitsplätze weltweit angekündigt, einschließlich 3.000 im Werk in Grünheide bei Berlin. Viele Arbeiter erfuhren von ihrer Arbeitslosigkeit erst, als sie vergeblich versuchten, ihre Werksausweise zu scannen.

In der gesamten deutschen Autoindustrie haben die Konzerne, vor allem die Zulieferer, bereits massiv Arbeitsplätze abgebaut. Volkswagen droht zudem mit der Schließung des Audi-Werks in Brüssel, in dem 3.000 Menschen beschäftigt sind.

Die italienischen Autoarbeiter waren seit der Gründung von Stellantis durch die Fusion von Fiat-Chrysler und Peugeot Anfang 2021 enormen Angriffen ausgesetzt. Die italienische Belegschaft wurde von Stellantis in nur drei Jahren von 55.000 auf 43.000 Arbeiter geschrumpft. Anfang dieses Jahres kündigte das Unternehmen weitere 3.500 Stellenstreichungen an.

Jüngst hat zudem General Motors eine umfassende Umstrukturierung seines Geschäfts in China angekündigt. Der dortige Absatz ist seit dem Höchststand von 4 Millionen verkauften Fahrzeugen im Jahr 2017 infolge der verschärften Handelskriegsmaßnahmen der Vereinigten Staaten eingebrochen.

Der globale Charakter der Entlassungen unterstreicht die Notwendigkeit einer gemeinsamen internationalen Antwort der Arbeiterklasse. In der jüngst veröffentlichten Erklärung des Netzwerks der Aktionskomitees der Autoarbeiter heißt es, dass die Arbeiter bei Warren Truck ihr Werk „nicht ohne die Unterstützung einer koordinierten Gegenoffensive der Autoarbeiter im Rest der Welt verteidigen“ können. Das gilt ebenso für alle anderen Werke auf der Welt.

In der Erklärung heißt es weiter, dass der Widerstand der Arbeiter insbesondere gegen die Gewerkschaftsbürokratie in allen Ländern gerichtet sein muss: „In allen Ländern führen Arbeiter einen Zweifrontenkrieg gegen das Management und die Verrätereien der Gewerkschaft, ob IG Metall in Deutschland, Unifor in Kanada oder die von der UAW und Biden unterstützte Gewerkschaft SINTTIA in Mexiko.“

Es bedarf einer globalen Strategie, um die Kontrolle über eine komplexe Weltwirtschaft zu erlangen, die ein noch nie dagewesenes Maß an Produktivität und Wohlstand geschaffen hat, zum jetzigen Zeitpunkt aber den Profiten der Konzernoligarchie untergeordnet ist.

Auch für die Beendigung der Kriege ist die Intervention der Arbeiterklasse notwendig. Die Stellvertreterkriege der USA in der Ukraine, in Gaza und an anderen Konfliktherden, die sich entwickeln, haben nichts mit „Menschenrechten“ zu tun, wie behauptet wird. In Wirklichkeit geht es um die Eroberung von Märkten, Rohstoffen, Handelswegen und Arbeitskräften, die der Kontrolle der jeweiligen Feinde entzogen werden sollen. Insbesondere spielt das Rennen um die Elektroautos bei den wachsenden Kriegsvorbereitungen gegen China eine zentrale Rolle.

In jedem Land helfen die Gewerkschaftsbürokraten dabei, Entlassungen durchzusetzen, während sie gleichzeitig für 'Amerika zuerst', 'Italien zuerst', 'Deutschland zuerst' usw. eintreten. Indem sie diesen spaltenden Nationalismus fördern, helfen sie den Unternehmen, die Arbeiter gegeneinander aufzuhetzen.

Dies kommt in den Vereinigten Staaten deutlich zum Ausdruck, wo die UAW und andere Gewerkschaften ein korporatistisches Bündnis mit der Regierung eingegangen sind. Biden unterstützte den Vertrag, der dazu genutzt wurde, Tausende von Autoarbeitern zu entlassen. UAW-Präsident Shawn Fain wurde derweil praktisch in den Rang eines halboffiziellen Regierungsvertreters erhoben. Jetzt ist der UAW-Apparat einer der wichtigsten Unterstützer der Wahlkampagne von Kamala Harris.

Es handelt sich dabei nicht zuletzt um einen Kriegspakt, um die „Heimatfront“ vorzubereiten. Fain, der T-Shirts mit Motiven von Bombern aus dem Zweiten Weltkrieg trägt, erklärt, dass die Arbeiter in die historischen Fußstapfen des sogenannten „Arsenals [d. h. Waffenkammer] der Demokratie“ aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs treten müssten. Mit anderen Worten: Sie müssten bereit sein, für einen weiteren Weltkrieg Opfer zu bringen.

In einem am Freitag veröffentlichten Video prangert Fain den Portugiesen Tavares und „Führungskräfte aus Übersee“ an, die für das „Missmanagement“ bei Stellantis verantwortlich seien. Er stelle Stellantis als schlechtes Beispiel im Vergleich zu den angeblich stärker „amerikanischen“ Konzernen General Motors und Ford dar, die in Wirklichkeit ebenfalls auf der ganzen Welt operieren. Er versäumte es, die Zuschauer darüber zu informieren, dass die UAW die Entlassungen in allen drei Unternehmen unterstützt.

Die globale Wirtschaft hat nicht nur dazu geführt, dass sich die Gewerkschaftsbürokratien in offene Agenten der Konzernleitung und des Nationalstaats verwandelt haben. Sie hat auch eine Arbeiterklasse hervorgebracht, die viel größer und vernetzter ist als je zuvor – eine Entwicklung, die die Möglichkeit einer neuen, internationalen Bewegung gegen Ausbeutung mit sich bringt.

Es gibt viele Anzeichen, die diese Möglichkeit bestätigen, etwa die transatlantische Streikwelle, die die Autoindustrie in der Anfangsphase der Pandemie zum Stillstand zwang und sich unabhängig von den Gewerkschaften entwickelte. Auch in Italien brachen in diesem Jahr Streiks gegen Massenentlassungen aus, die nicht von der Gewerkschaft kontrolliert wurden.

Während die UAW auf die Drohung von Stellantis, mehr Produktion nach Süden zu verlagern, mit Hetze gegen Mexikaner reagiert, wehren sich die mexikanischen Arbeiter gegen die Ausbeutungsbedingungen. Gleichzeitig riefen sie die Arbeiter in den USA zur Unterstützung auf, etwa als sie sich während des Streiks bei General Motors im Jahr 2019 weigerten, als Streikbrecher zu fungieren. Im Jahr 2018 gingen zehntausende Arbeiter der Zulieferindustrie gegen die mexikanischen Gewerkschaften auf die Straße und marschierten zur Grenze zu den USA, um zu einem gemeinsamen Kampf aufzurufen.

Es ist an der Zeit, eine rote Linie zu ziehen und zu kämpfen! Das globale Arbeitsplatzmassaker muss zurückgedrängt werden. Warren Truck ist jetzt ein entscheidender Kampfplatz in der Gegenoffensive der Arbeiterklasse.

Damit dieser Kampf erfolgreich sein kann, müssen die Arbeiter Sofortmaßnahmen ergreifen, um Aktionskomitees in den Werken zu organisieren, Kommunikationskanäle zu ihren Kollegen herzustellen und ein Netz von Aktionskomitees aufzubauen, um ein gemeinsames Vorgehen gegen Entlassungen in den USA und auf internationaler Ebene zu planen.

Die WSWS ruft Arbeiter dazu auf, sich die Prinzipien zu eigen zu machen, die in der Erklärung der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees vom Januar festgehalten wurden:

  • Sofortiger Stopp aller Entlassungen und Wiedereinstellung aller Betroffenen!

  • Verkürzung des Arbeitstags bei gleichzeitiger Erhöhung der Löhne, um den geringeren Zeitaufwand für die Produktion von Elektrofahrzeugen zu berücksichtigen und die seit Jahrzehnten stagnierenden Löhne auszugleichen!

  • Vereinigt euch über alle Grenzen hinweg im Kampf gegen das globale Arbeitsplatzmassaker!

  • Enteignet die Autokonzerne und stellt sie unter demokratische Kontrolle der Arbeiter!

Baut in eurem Werk ein Aktionskomitee auf, um diesen Kampf zu führen. Tragt euch in das unten stehende Formular ein, um die WSWS zu kontaktieren und mit anderen Aktionskomitees in der Automobilindustrie und darüber hinaus in Kontakt zu treten.

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