Am 28. Januar 2025 veröffentlichte der politische Provokateur Alex Steiner auf seinem Blog permanent-revolution.org einen Brief, den er angeblich von einem anonymen Informanten erhalten hatte. Darin wurde die Verteidigungskampagne des Internationalen Komitees der Vierten Internationale für den inhaftierten ukrainischen Trotzkisten Bogdan Syrotjuk auf niederträchtige Weise angeprangert.
In dem Brief wurde behauptet, das IKVI habe Syrotjuk leichtfertig der ukrainischen Geheimpolizei (SBU) ausgesetzt, indem es Artikel von ihm unter seinem Klarnamen „Ostap Rerikh“ anstatt unter einem politischen Autorennamen veröffentlicht habe. Steiners angeblich anonymem Informanten zufolge hatte das IKVI „Bogdan Syrotjuk“ als Pseudonym erfunden, um seine Schuld an der Verhaftung des jungen trotzkistischen Führers zu vertuschen. Der Kern des Briefes bestand in der Behauptung, dass es sich bei der Verteidigungskampagne des IKVI um einen politischen Betrug handle, der auf Vertuschung und Täuschung gründe und bei dem nicht einmal der wahre Name des politischen Gefangenen richtig angegeben werde.
Der Text des von Steiner veröffentlichten Briefes war außerordentlich gehässig und beschuldigte die IKVI-Führung eines „offensichtlichen Versuchs, seine [Bogdans] Inhaftierung für politische Zwecke auszunutzen ...“
Steiner und sein Verbündeter Sam Tissot führten keine Informationen an, die die Behauptungen im Brief ihres Informanten untermauert hätten. Sie erklärten: „Wir konnten die Identität des Absenders ermitteln, werden jedoch seinen Wunsch, anonym zu bleiben, nicht missachten“.
Steiner und Tissot behaupteten, sie hätten „einen Vertreter der WSWS um eine Stellungnahme gebeten, aber keine Antwort erhalten“.
Vor der Veröffentlichung dieses Briefes hatte Steiners Blog-Website keinen einzigen Bericht über die Verhaftung Bogdan Syrotjuks im April 2024 veröffentlicht, geschweige denn seine Freilassung gefordert. Doch plötzlich, während laufender Gerichtsverfahren der ukrainischen Staatsanwälte gegen Syrotjuk, veröffentlichte Steiner einen Brief, der keinen anderen Zweck hatte, als das IKVI zu diskreditieren und die Verteidigungskampagne zu untergraben.
Steiners Versuch, die Verteidigungskampagne zu sprengen, scheiterte innerhalb von drei Tagen. Am 1. Februar veröffentlichte er „Eine Korrektur und eine Entschuldigung“, in der er erklärte:
Wir wurden darüber informiert, dass der Brief, den wir am 28. Januar 2025 aus anonymer Quelle veröffentlicht haben, sachlich falsch ist. Daher entfernen wir den Brief und unsere Kommentare, die auf dem Brief basieren. In dem Brief wurde behauptet, Bogdan Syrotjuk sei ein Pseudonym des ukrainischen politischen Gefangenen und Führers der Jungen Garde der Bolschewiki-Leninisten (YGBL), und Ostap Rerikh sei sein richtiger Name. Diese Behauptung war sachlich falsch. Auf der Grundlage dieser falschen Informationen beschuldigte der Verfasser des Briefes die World Socialist Web Site (WSWS), in mehreren Artikeln über die YGBL Bogdans echten Namen anstelle seines Pseudonyms verwendet zu haben, wodurch Bogdan Syrotjuks Identität unnötigerweise dem repressiven Arm der ukrainischen Geheimdienste preisgegeben worden sei. Wir, die Redaktion der Website „Permanent Revolution“, entschuldigen uns für die Veröffentlichung dieses sachlich falschen Briefes und unseren Kommentar dazu. Das hätte nicht passieren dürfen.
Steiner legte keine ernsthafte und glaubwürdige Erklärung dafür vor, wie er zum Werkzeug einer Provokation werden konnte, die darauf abzielte, die Verteidigungskampagne des IKVI zu diskreditieren und den Kampf für Syrotjuks Freiheit zu sabotieren. Steiners „Entschuldigung“ war eine unaufrichtige und eigennützige Vertuschung.
Steiner gab weder preis, wer ihm die neuen Informationen geliefert hatte, noch welche Informationen ihn zum Widerruf veranlasst hatten. Aber der Zeitpunkt des Widerrufs – weniger als 72 Stunden, nachdem die Vorwürfe auf Steiners Blog veröffentlicht worden waren – zeugt von ihrer Unseriosität. Die von Steiner veröffentlichten Anschuldigungen hatten keinerlei faktische Grundlage.
Am 4. Februar veröffentlichte die World Socialist Web Site eine Stellungnahme mit dem Titel „Eine gescheiterte Provokation: Über Alex Steiners Versuch, die Verteidigung des ukrainischen Trotzkisten Bogdan Syrotjuk durch das IKVI zu diskreditieren“. Die WSWS wies Steiners Entschuldigung zurück. Sie bestand aus eigennützigen Beschönigungen, Ausreden und glatten Lügen, um seine Beteiligung an einer politischen Provokation zu rechtfertigen. Der Brief, den Steiner und Tissot gebilligt und auf ihrem Blog veröffentlicht hatten, enthielt nicht allein, wie sie behaupteten, „falsche Informationen“. Sein Inhalt war eine böswillige und offensichtliche Fälschung, die durch keinerlei sachliche Beweise gestützt wurde. In seiner Entschuldigung erfand Steiner die Geschichte, der Brief stamme von einer „anonymen“ Quelle, und er habe keinen Grund gehabt, an seiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln.
Steiner kannte nicht nur die Identität des Verfassers. Er wusste auch schon mehrere Wochen vor der Veröffentlichung des Briefes, dass die Person, von der er die falschen Anschuldigungen erhalten hatte, auf X unter dem Namen „Alexander Goldman@bukvasevich“ antikommunistische Verleumdungen über Lenin, Trotzki und die Oktoberrevolution veröffentlicht hatte. Darüber hinaus hatte diese Person bereits Ende Dezember 2024 und Anfang Januar 2025 die falsche Anschuldigung gepostet, das IKVI sei für Genossen Bogdans Gefangennahme verantwortlich.
Die WSWS erklärte:
Wenn auch der Hergang und die Art seiner Beziehung zu dem Provokateur „Alexander Goldman“ bisher nicht geklärt sind, kann mit absoluter Sicherheit gesagt werden, dass Steiners Veröffentlichung von Goldmans Lügen nicht etwa aus einem dummen Missgeschick eines Journalisten heraus entstanden ist. Steiners Politik – und die seines Mitarbeiters Tissot – hat sie zu perfekten Komplizen von Goldmans Provokation gemacht. (…)
Steiner selbst ist kein Polizeispitzel. Aber sein Subjektivismus und sein unkontrollierbarer Hass auf das IKVI machen ihn für dessen Feinde nützlich. Sie betrachten permanent-revolution.org als eine Art Verteilerzentrum, das sie zuverlässig nutzen können, wenn sie Anti-IKVI-Denunziationen und Falschinformationen unter die Leute bringen wollen. Goldman wusste, dass Steiner die Gelegenheit ergreifen würde, das IKVI anzugreifen.
Wie vorherzusehen, hat Steiner nun auf die Stellungnahme der WSWS mit einer weiteren verbitterten Denunziation des Internationalen Komitees reagiert. In einer Erklärung vom 7. Februar 2025 mit dem Titel „Niederträchtige Verleumdung durch die WSWS“ stellt Steiner sich als Opfer einer „Flut bösartiger Lügen und Verleumdungen“ dar. Abgesehen von einem kleinen Fehler bei der Faktenprüfung, behauptet Steiner, seien sein Verhalten und seine Motive über jeden Vorwurf erhaben gewesen. So viel zu seiner „Entschuldigung“.
Obwohl die Anschuldigungen falsch waren, verteidigt Steiner die Entscheidung, den Brief auf seiner Blog-Seite zu veröffentlichen:
Im Dezember erhielten wir einen von uns nicht angeforderten Brief von einer Quelle, die anonym bleiben wollte. Sie behauptete, die WSWS habe die Sicherheit des ukrainischen politischen Gefangenen Bogdan Syrotjuk gefährdet, indem sie seinen richtigen Namen anstelle seines Pseudonyms veröffentlicht habe. In dem Brief wurde behauptet, dass Bogdan Syrotjuk, der derzeit von den ukrainischen Behörden inhaftiert ist, das Pseudonym eines jungen Mitglieds der Young Guard of Bolshevik Leninists sei, dessen richtiger Name Ostap Rerikh sei. Wenn dies wahr wäre, wäre es ein schwerwiegender Verstoß gegen elementare Sicherheitsvorkehrungen gewesen. Nachdem uns dieses Material vorgelegt worden war, hielten wir es für unsre Verantwortung, es zu veröffentlichen, falls es wahr war.
Die erste Frage ist, warum Steiner glaubte, es sei seine „Verantwortung“, die Anschuldigungen zu veröffentlichen, die, wie er selbst sagte, aus einer anonymen Quelle stammten. Er fügte den Vorbehalt hinzu: „falls es wahr war“. Aber es waren lauter Lügen. Es gab keine sachlichen Beweise, die die Anschuldigungen untermauert hätten. Inwiefern hätte es also Syrotjuks Verteidigung nutzen können, diese „anonymen“ Verleumdungen zu publizieren?
Die richtige politische Reaktion auf den Erhalt des dubiosen Briefes im Dezember aus angeblich anonymer Quelle wäre gewesen, den Brief umgehend an die World Socialist Web Site weiterzuleiten und sie zu warnen, dass Bogdans Verteidigung durch das IKVI offenbar Ziel einer Provokation geworden sei. Es ist ein Grundprinzip der Arbeiterklasse und sozialistischer Organisationen, im Kampf gegen staatliche Provokationen zusammenzuhalten, wie ernst ihre politischen Differenzen auch immer sein mögen. Aber Steiner tat nichts dergleichen. Das einzige, was ihn umtrieb, war die Frage, wie die Veröffentlichung dieser verleumderischen Informationen dem Internationalen Komitee, der Socialist Equality Party und obendrein David North persönlich schaden konnte. Das Schicksal Bogdan Syrotjuks interessierte den egozentrischen Steiner überhaupt nicht.
Steiner reagierte so, wie es der angeblich anonyme Provokateur erwartet hatte: Er schnappte nach dem Köder.
In seiner Reaktion auf die Entlarvung seiner Provokation zählt angebliche Falschdarstellungen der WSWS auf. Er behauptet, er habe am 24. und 27. Januar 2025 zwei E-Mails an die Adresse von David North geschickt und ihn über die bevorstehende Veröffentlichung des Briefs informiert, aber keine Antwort erhalten. Daraufhin habe er den Brief am 28. Januar 2025 veröffentlicht – mit einer provokativen Einleitung von Sam Tissot.
North hat keine E-Mail von Steiner erhalten. Doch Steiner unterstellt der WSWS zu lügen und erklärt: „Wir sind sicher, dass sie auf dem E-Mail-Server der WSWS angekommen ist.“ Allerdings hat sich Steiner mit seinem Hinweis auf den „E-Mail-Server der WSWS“ selbst ein Bein gestellt. Norths E-Mail-Adresse befindet sich nicht auf dem WSWS-Server. Aufgrund technischer Probleme nutzt North sie seit über einem Jahr nicht mehr. Man könnte diesen Fehler Steiners als Panne abtun, wenn aus seiner eigenen Erklärung nicht klar hervorgehen würde, dass er sich gar nicht ernsthaft bemüht hat, die WSWS oder die Socialist Equality Party zu kontaktieren. Warum, muss man sich fragen, hat Steiner seine 72-Stunden-Warnung nur an eine einzige E-Mail-Adresse geschickt? Als er keine Bestätigung von North erhielt, dass seine Warnung eingegangen war, warum hat Steiner den Brief dann nicht an andere E-Mail-Adressen geschickt?
Steiners Antwort darauf ist nachweislich falsch. Er schreibt: „Da wir nirgendwo auf der WSWS-Website eine allgemeine E-Mail-Adresse finden konnten, mit der wir an die WSWS-Redaktion schreiben konnten, haben wir eine E-Mail-Adresse verwendet, von der wir wussten, dass sie kurz zuvor für North noch gültig war.“
Tatsächlich steht auf der World Socialist Web Site gut sichtbar ein Kontaktformular. An diese Adresse werden regelmäßig Mitteilungen gesendet, die an die Redaktion und an North persönlich gerichtet sind. Dort heißt es:
Verwende dieses Formular auf dieser Seite, um deine Kommentare und dein Feedback an die World Socialist Web Site zu richten. Du kannst dieses Formular auch verwenden, um über die Bedingungen an deinem Arbeitsplatz oder andere Informationen zu berichten. Wir schützen deine Anonymität.
Dieses Formular kann Steiner unmöglich entgangen sein. Er zog es jedoch vor, es nicht zu verwenden. Noch eine weitere Frage lässt er unbeantwortet: Warum haben weder er noch Tissot den Brief an eine andere E-Mail- oder sonstige Adresse geschickt? Tissot, der letztes Jahr aus der französischen Sektion des IKVI ausgeschlossen wurde, weil er sich weigerte, die Vertraulichkeit interner Parteikommunikation zu respektieren, sendet regelmäßig E-Mails und andere Textbotschaften an Parteimitglieder. Er hat die Handynummern seiner ehemaligen Genossen. Warum hat Tissot, als keine Antwort von North kam, den „anonymen Brief“ nicht an andere Adressen geschickt?
Eine weitere offene Frage lautet: Warum hat Steiner den anonymen Brief so überstürzt veröffentlicht? Weshalb war dies so dringend notwendig? Steiner hatte, wie aus seiner eigenen Zeitleiste hervorgeht, einen Monat zuvor, am 17. Dezember 2024, eine angeblich anonyme Mitteilung erhalten. Die E-Mail, die er angeblich an North geschickt hat, ist auf den 24. Januar 2025 datiert. Steiner hielt also den Brief etwa fünf Wochen lang zurück, bevor er ihn, folgt man seiner Darstellung, an eine nicht funktionierende E-Mail-Adresse weiterleitete.
Selbst wenn man Steiners unbewiesene Behauptung, er habe eine E-Mail an David North geschickt, für bare Münze nimmt, hat er offensichtlich unter den gegebenen Umständen nicht einmal das Nötigste getan, um die World Socialist Web Site darüber zu informieren, dass er den Brief mit den Falschaussagen veröffentlichen wollte. Anstatt die höchstwahrscheinliche Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass North seine Mail nicht gesehen hatte, beeilte sich Steiner, den Brief zu veröffentlichen. Was sein Handeln bestimmte, war eine Mischung aus kolossaler Fehleinschätzung, böswilliger Missachtung politischen Prinzipien und unkontrollierbarem, subjektivem Hass auf das Internationale Komitee. Hinzu kam der Wunsch, die politische Arbeit des IKVI zu sabotieren, was auch immer die Folgen sein würden.
Steiner widmet sich dann der nächsten „Fälschung“ der WSWS, nämlich der Feststellung, dass er Sache mit dem „anonymen“ Brief nur erfunden hat, um seine Verwendung von sachlich unbegründeten Anschuldigungen aus einer zweifelhaften reaktionären Quelle zu rechtfertigen. Er kritisiert die folgende Aussage im WSWS-Artikel vom 4. Februar:
Steiners und Tissots Behauptung, die Quelle der falschen Informationen, die sie am 28. Januar veröffentlicht haben, sei der „Brief“ einer Person, die anonym bleiben wolle, ist schlichtweg gelogen.
Steiner beschuldigt die WSWS, „Lügen zu verbreiten“. Zur Untermauerung seiner wütenden Selbstrechtfertigung veröffentlicht Steiner eine Reihe von Screenshots, die seine Version der Ereignisse belegen sollen. Tatsächlich sind die in den Screenshots dokumentierten Aufzeichnungen eine vernichtende Widerlegung seines Alibis. Steiner reproduziert vier E-Mail-Austausche mit seinem Informanten.
Der erste stammt vom 17. Dezember 2024, morgens um 5:26 Uhr, und trägt die Überschrift „Die politische Führung des IKVI ist für die Verhaftung von Ostap Rerikh (Bogdan Syrotjuk) verantwortlich“. Es handelt sich nicht um eine anonyme Mitteilung. Sie trägt den Namen „danielbukvasevic“ und die E-Mail-Adresse danielbukvasevic@proton.me. Steiner gibt den ersten Satz daraus wieder.
Ein Brief mit einem Namen und einer E-Mail-Adresse kann nicht glaubhaft als anonym bezeichnet werden. Darüber hinaus antwortet Steiner nicht auf eine Weise, die darauf hindeuten würde, dass der Brief mit seinen belastenden Anschuldigungen von einer anonymen und unbekannten Quelle stammt.
Innerhalb von nur sechs Stunden antwortet Steiner am Dienstag, dem 17. Dezember 2024, 11:46 Uhr:
Daniel, vielen Dank für diesen Bericht. Möchtest du diese Informationen veröffentlichen? Kameradschaftlich, Alex
Eine solche Antwort würde man nicht an eine anonyme Quelle schicken, die einem belastende Informationen zusendet. Steiner, der den Informanten mit seinem Vornamen Daniel anspricht, lässt sofort sein Interesse an der Veröffentlichung der Anschuldigungen erkennen und schließt mit dem vertraulichen Gruß „Comradely, Alex“. (Im Englischen bedeutet das Wort „comrade“ sowohl „Kamerad“ als auch „Genosse“.)
In der nächsten E-Mail, datiert auf den 18. Dezember 2024, 5:37 Uhr, heißt es:
Ja, Alex. Danke für deine Nachricht. Ich wollte tatsächlich, dass diese Informationen veröffentlicht werden.
Beste Grüße,
Daniel
Der Verfasser richtet die Nachricht an „Alex“, was Vertrautheit signalisiert. Diese Anrede wird normalerweise zwischen Bekannten und Freunden verwendet.
Steiners Antwort, die am 18. Dezember 2024 um 14:04 Uhr erfolgt, lässt darauf schließen, dass dem Verfasser inzwischen Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Informationen gekommen sind, da die Geschichte keinen Sinn ergibt. Er schreibt:
Du verstehst sicher, dass wir bei allem, was die Ukraine und ihre Geheimdienste betrifft, vorsichtig sein müssen. Ich kann bestätigen, dass die WSWS vier Artikel unter dem richtigen Namen der Person veröffentlicht hat, und dass sie das Pseudonym anscheinend erst NACH seiner Verhaftung verwendet hat, was ziemlich seltsam ist. Welchen Sinn hat es, ein Pseudonym zu verwenden, wenn derjenige bereits verhaftet wurde?
Ich würde gerne mehr über dich erfahren und eine Bestätigung für das bekommen, was du sagst.
Bukvasevics Antwort kam am Donnerstag, den 19. Dezember 2024, um 7:14 Uhr:
Lieber Alex,
vielen Dank für deine besonnene Antwort. Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, unser Gespräch zum jetzigen Zeitpunkt nicht fortzusetzen. Ich danke dir für dein Verständnis und deine Professionalität während unserer gesamten Korrespondenz.
Mit freundlichen Grüßen,
Daniel
Allein diese Antwort hätte ausreichen müssen, um Steiner vom offensichtlich zweifelhaften Charakter seines Informanten und dessen Behauptungen zu überzeugen. Als Steiner Bukvasevic aufforderte, mehr über sich selbst zu sagen und seine Behauptungen zu belegen, brach Bukvasevic jeden weiteren Schriftverkehr mit dem „lieben Alex“ ab.
Zu Steiners Beweisstücken sind zwei Punkte hervorzuheben. Erstens gibt es Grund zu der Annahme, dass sie Teil einer umfangreicheren Korrespondenz sind. Der Grad der Vertrautheit und die Wahl der Anrede deuten stark darauf hin, dass es sich bei dem Austausch um mehr als insgesamt fünf kurze E-Mails über einen Zeitraum von drei Tagen handelt. Bukvasevics Wertschätzung für Steiners „Verständnis und Professionalität während unserer gesamten Korrespondenz“ deutet auf mehr hin als den von Steiner wiedergegebenen begrenzten Austausch. Doch wie dem auch sei, sollte dies der gesamte Austausch zwischen Steiner und Bukvasevic gewesen sein, zeugt dies umso mehr von der böswilligen Verantwortungslosigkeit von Steiners Entscheidung, die Anschuldigungen zu veröffentlichen.
Der zweite Punkt ist, dass Bukvasevic nirgendwo in den von Steiner vorgelegten Beweistexten um Anonymität bittet. Er gibt einen Namen und eine E-Mail-Adresse an. Oben auf dem zweiten Screenshot befindet sich eine Zeile mit der Aufschrift „Anonymous“. Dies steht jedoch in keinem Zusammenhang mit dem eigentlichen Inhalt der E-Mail. Steiners Behauptung, dass „wir tatsächlich einen Brief von jemandem erhalten haben, der den Brief mit ‚Anonymous‘ signiert hat“, wird durch die von ihm bereitgestellten Screenshots widerlegt. Keiner der Briefe ist mit „Anonymous“ unterschrieben. Alle E-Mails sind entweder an „Daniel“ adressiert oder von ihm unterschrieben.
Laut Steiner bestand seine und Tissots „unmittelbare Reaktion auf den Abbruch des Kontakts zu uns durch Anonymous/Bukvasevic darin, die Angelegenheit als erledigt zu betrachten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir nicht die Absicht, den Brief zu veröffentlichen“. Dies war eine prinzipienlose Vorgehensweise. Die Angelegenheit war keineswegs „erledigt“. Da nun klar war, dass es sich bei dem Brief um eine Provokation handelte, hätte Steiners politische Pflicht darin bestanden, das IKVI und die WSWS zu informieren. Das tat er jedoch nicht. Steiner legte den Brief vorübergehend beiseite und wartete auf einen Vorwand, ihn zu veröffentlichen.
In den darauffolgenden Wochen nahm Daniel Bukvasevic einen neuen Decknamen an: Alexander Goldman. Unter diesem Namen veröffentlichte er mehrfach antikommunistische Hetze. Er wiederholte auch alle Anschuldigungen bezüglich der Verteidigung von Bogdan Syrotjuk durch das IKVI, die er Steiner geschickt hatte. Ungeachtet seines neuen Namens behielt er allerdings die Kennung @Bukvasevich bei. Hätte Steiner auch nur den Versuch unternommen, den Hintergrund und den Aufenthaltsort seines Informanten herauszufinden, wäre er bei einer Google-Suche nach @bukvasevich sofort auf die antikommunistischen Hetzreden von Alexander Goldman@bukvasevich gestoßen. Die WSWS erklärte:
Steiner erfand die Geschichte eines anonymen Briefes, um den Lesern von permanent-revolution.org zu verheimlichen, dass er betrügerisches Material verwendete, für das es keinerlei bestätigenden Beweise gab, und das von einem Provokateur und antikommunistischen Feind des Marxismus und Trotzkismus stammte …
Steiner wusste, dass die auf seinem Blog veröffentlichten Anschuldigungen nicht glaubwürdig wären, würde erst ihre Quelle bekannt werden. Deshalb erfand er die Geschichte des „Briefs“ von einem Absender, der anonym bleiben wollte.
Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass Steiner seinen Blog in den Dienst eines Provokateurs gestellt hat, der die Absicht hatte, der ukrainischen Polizei zuzuarbeiten und die vom IKVI organisierte Verteidigungskampagne zu sabotieren.
Als Antwort auf diese vernichtende Anklage greift Steiner auf folgende, absolut unglaubwürdige Behauptung zurück:
Tatsächlich waren uns die Tweets von „Goldman“ nicht bekannt. Unsere einzige Informationsquelle war der Brief, den wir von einer Anonymen [sic] Quelle mit dem E-Mail-Namen „danielbukvasevic“ erhalten hatten. Wir konnten nicht wissen, dass „danielbukvasevic“ und „Alexander Goldman“ dieselbe Person waren, denn wir hatten Goldmans Tweets nie gesehen und wussten nicht einmal von Goldmans Existenz.
„Wir konnten es nicht wissen“! Steiner hätte bloß nach „danielbukvasevic“ oder „@bukvasevich“ suchen müssen, um die Verbindung zu Goldman zu entdecken. Aber selbst wenn man das Unglaubwürdige glauben will – dass Steiner nie die mindesten Schritte unternommen hat, um die Identität seines Informanten zu ermitteln –, zeigt dies die Verantwortungslosigkeit, Skrupellosigkeit und schlichte Dummheit Steiners, eines Mannes, der so sehr von subjektivem Hass geblendet ist, dass er leicht zum Instrument eines Agent Provocateur werden kann. Angesichts dieser grob fahrlässigen Herangehensweise ist es erstaunlich, dass Steiner den Vorwurf, „wir seien leichtsinnig gewesen und hätten vor der Veröffentlichung des Briefes nicht die gebührende Sorgfalt walten lassen ...“, als Falschdarstellung abtut. Zynisch schreibt Steiner: „Tatsächlich haben wir viel Sorgfalt walten lassen, aber im Nachhinein betrachtet war es offensichtlich nicht genug.“
Schließlich geht Steiner auf seine Entscheidung ein, den Brief doch zu veröffentlichen. Er begründet dies damit, dass er festgestellt habe, dass Daniel Bukvasevic zuvor den Twitter-Nutzernamen @Dan ReznikWSWS verwendet und sich als „Mitglied des IKVI und Übersetzer ins Serbokroatische für die WSWS auf Twitter und auf Reddit“ bezeichnet hatte. Aufgrund dieser Informationen, so Steiner, „sind wir – zu Unrecht – zu dem Schluss gekommen, dass die in dem Brief erhobenen Vorwürfe glaubwürdig seien“. Steiner erklärt nicht, wie er es geschafft hat, die Verbindung zwischen Bukvasevic und Reznik zu entdecken, ohne im Verlauf derselben Suche auf die Verbindung zwischen Bukvasevic und Goldman zu stoßen.
Auf jeden Fall ergibt sich die von Steiner gezogene Schlussfolgerung nicht aus den angeblich „neuen“ Informationen. Die Tatsache, dass Bukvasevic auch die Identität „Dan Reznik“ benutzte, fügte keinen einzigen Fakt zur Untermauerung seiner haltlosen Behauptungen hinzu.
Reznik ist ein Agent Provocateur, der je nach seinem Einsatz Identitäten annimmt und wieder löscht. Im Jahr 2022 schrieb er an die WSWS, erklärte seine volle Unterstützung für das IKVI und bot an, Artikel ins Serbokroatische zu übersetzen. Viele Menschen kontaktieren die WSWS und bieten ihre Hilfe bei Übersetzungen an. Wie sich herausgestellt hat, versuchte „Reznik“ alias Daniel Bukvasevic, das IKVI zu infiltrieren. Seine Machenschaften sind eine Warnung, dass wir uns vor staatlichen Agenten in Acht nehmen müssen.
Reznik hatte jedoch keinen Erfolg. Er war nie Mitglied einer Sektion des Internationalen Komitees oder einer Parteiorganisation. Reznik hat kein einziges Parteimitglied persönlich getroffen. Seine Verbindung zur Partei beschränkte sich auf gelegentliche Online-Diskussionen und den Austausch von E-Mails.
Das IKVI war wachsam und nahm bei Reznik Anzeichen für politische Instabilität wahr. Im vergangenen Oktober schrieb Alex Lantier, ein führendes Mitglied der IKVI-Sektion in Frankreich, an Reznik und forderte ihn auf, einen Tweet zu löschen, in dem er den Mord an einem kroatischen nationalistischen Schriftsteller durch Stalinisten im Jahr 1978 befürwortet hatte. Lantier schrieb:
Dieser Tweet ist nicht trotzkistisch. Die trotzkistische Perspektive für das „Absterben“ des Nationalstaatensystems besteht in einer sozialistischen Weltrevolution durch die internationale Arbeiterklasse. Keineswegs geht es dabei um die physische Vernichtung all derjenigen, die zu irgendeinem Zeitpunkt das Nationalstaatensystem oder ihren eigenen Nationalstaat unterstützen. Trotzkisten übertragen den politischen Kampf gegen Nationalismus auch nicht auf die Mörder in den stalinistischen Geheimdiensten, in denen bösartige Nationalisten sitzen. Wenn du dazu Fragen hast, solltest du „Stalins Gangster“ von Trotzki lesen.
Da Rezniks X/Twitter-Account auf die WSWS verwies, schrieb Lantier: „Ich bin besorgt über deinen Tweed, den man als Billigung der stalinistischen Ermordung einer literarischen Persönlichkeit auffassen wird. Für derartige öffentlichen Stellungnahmen können die WSWS und das IKVI keine Verantwortung übernehmen.“ Lantier bestand darauf, dass Reznik seinen Tweet löschte. Kurz darauf löschte Reznik seinen Account @DanReznikWSWS, brach den Kontakt zur WSWS ab und postete fortan unter dem Namen Daniel Bukvasevic.
Anfang Dezember begann Bukvasevic, seine Konten zu schließen. Irgendwann nahm er Kontakt mit Steiner auf und versorgte ihn mit falschen Informationen, die dazu bestimmt waren, das IKVI zu diskreditieren und die Verteidigung von Bogdan Syrotjuk zu untergraben. In Steiner fand er einen willigen Boten für seine Provokation.
* * * * *
Wenige Wochen sind vergangen, seit Steiner auf permanent-revolution.org einen verleumderischen Brief eines Agent Provocateurs veröffentlichte, der höchstwahrscheinlich im Auftrag des ukrainischen Staates handelte. Die Veröffentlichtung der Verleumdungen hatte keinen anderen Zweck, als die Verteidigung des jungen ukrainischen Trotzkisten Bogdan Syrotjuk, den das faschistische Regime seit April 2024 gefangen hält, durch das Internationale Komitee zu untergraben. Innerhalb von 72 Stunden nach der Veröffentlichung sah sich Steiner gezwungen, den Angriff zurückzunehmen und zu löschen. Doch seine Pro-forma-Entschuldigung war ein durchsichtiger Versuch, seine Beihilfe zur Provokation gegen Bogdan Syrotjuk zu vertuschen. Die World Socialist Web Site hat die verlogene und absurde Geschichte, die Steiner zur Rechtfertigung seines Verhaltens vorträgt, im Detail entlarvt. Auch die Junge Garde der Bolschewiki–Leninisten (YGBL) – Bogdans Genossen in Russland, der Ukraine und anderen Teilen der ehemaligen Sowjetunion – hat scharf gegen Steiners Provokation protestiert.
Da das Ausmaß seiner Täuschung und politischen Komplizenschaft bei der Provokation aufgedeckt wurde, hat Steiner eine neue Welle von Anschuldigungen losgetreten. Er hat in all den Ereignissen, seit sein Blog erstmals den vom SBU-Provokateur bereitgestellten Brief publizierte, das wahre Opfer entdeckt: Es ist niemand anderes als Steiner selbst! Diese moderne Inkarnation der üblen Gestalt des Pecksniff bei Charles Dickens suhlt sich in Selbstmitleid und heult auf, dass das Internationale Komitee und die World Socialist Web Site ihn schlecht behandeln würden. Um zu veranschaulichen, wie ungeheuerlich er verleumdet wird, vergleicht sich Steiner ganz bescheiden mit Karl Marx. Unter der Überschrift „Marx’ Kampf gegen Verleumdung: Eine Hommage zum 150. Jahrestag von ‚Herr Vogt‘“ zieht Steiner eine Parallele zwischen der Situation, mit der Marx 1860 konfrontiert war, und der Situation, in der sich Steiner heute befindet.
In dem von Steiner angeführten Werk „Herr Vogt“ entlarvt Karl Marx die Verleumdungen des gleichnamigen kleinbürgerlichen radikalen Journalisten. Karl Vogt hatte versucht, Marx und seinen engsten politischen Anhänger zu diskreditieren. Im Zuge seiner Entlarvung von Vogts Lügen zeigt Marx die Verbindung zwischen dem Inhalt von Vogts Angriffen und den politischen Interessen des reaktionären Regimes von Kaiser Louis Bonaparte in Frankreich auf. Marx beschuldigte Vogt, ein Agent zu sein, der im Auftrag des Regimes arbeitet. Zehn Jahre später, nach Louis Bonapartes Sturz, kamen Dokumente ans Licht, die Vogts Rolle als Agent bestätigten.
Steiner kehrt diese historische Episode in ihr Gegenteil um. Er schreibt:
Wie in der Zeit des politischen Exils nach dem Scheitern der Revolutionen von 1848 sehen wir auch in unserer heutigen Zeit eine ähnliche Hinwendung zur diffamierenden Agentenhatz innerhalb der Linken. Dies ist der Hintergrund für die zunehmend haltlosen und verleumderischen Vorwürfe auf der World Socialist Web Site (WSWS) gegen Alex Steiner und die Website permanent revolution.
Falsche Anschuldigungen und Agentenhatz innerhalb der Linken wirken deshalb besonders destruktiv, weil immer mehr echte Polizeiprovokateure zum Einsatz kommen.
Steiners Darstellung stellt alles auf den Kopf. Will man Vergleiche zwischen Marx’ Entlarvung von Herrn Vogt und der Reaktion der World Socialist Web Site auf Herrn Steiner anstellen, dann sprechen diese eindeutig und überwältigend für die WSWS. In der aktuellen Kontroverse spielt Steiner die Rolle des Herrn Vogt (ein Verleumder im Dienst der reaktionären bonapartistischen Diktatur). Steiner hat auf seiner Website Material veröffentlicht, das er von einem Agenten der ukrainischen Staatspolizei, der SBU, erhalten hatte.
Steiner fasst Marx’ Werk „Herr Vogt“ absurderweise als Polemik gegen „Agentenhatz“ auf. In Wirklichkeit ging es Marx gerade darum, Herrn Vogt als bonapartistischen Agenten zu entlarven, der der enstehenden sozialistischen Bewegung schaden wollte.
Es ist ironisch, dass Steiner ausgerechnet im Zusammenhang mit einer Wiederbelebung des Vorwurfs der „Agentenhatz“ gegen das Internationale Komitee und die WSWS an „Herrn Vogt“ erinnert. Steiner übersieht die Tatsache, dass das lange vernachlässigte Meisterwerk im Jahr 1982 von New Park Publications unter dem Titel „Herr Vogt: A Spy in the Workers Movement“ in neuer Übersetzung herausgegeben wurde. New Park Publications war der Verlag der Workers Revolutionary Party (WRP), die damals die führende Sektion des IKVI war.
Das Datum der Veröffentlichung war von Bedeutung. Im Vorwort heißt es:
Seit 1975 führt das Internationale Komitee der Vierten Internationale eine umfassende Untersuchung der Umstände des Todes seines Gründers Leo Trotzki im Jahr 1940, der Infiltration seines Haushalts durch GPU–Agenten und der anschließenden Infiltration der trotzkistischen Bewegung und insbesondere der amerikanischen Socialist Workers Party durch Agenten des Imperialismus durch. Die Untersuchung hat bereits unwiderlegbare Beweise für eine solche Unterwanderung erbracht.
Von Anfang an haben die Revisionisten und ihre kleinbürgerlichen Kreise die Untersuchung ignoriert oder verspottet. Das Internationale Komitee wurde als „paranoid“ bezeichnet.
Historisch gesehen befindet es sich in guter Gesellschaft. „Herr Vogt“ zeigt, dass die marxistische Bewegung schon in frühen Jahren gezwungen war, ihrer Sicherheit und der Entlarvung von Agenten in der Arbeiterbewegung größte Aufmerksamkeit zu widmen.
Indem Steiner den Vorwurf der „Agentenhatz“ aufgreift, folgt er der Logik seines Bemühens, die eigene Rolle als Komplize einer Polizeiprovokation zu rechtfertigen. Der Ausdruck „Agentenhatz“ geht auf die Socialist Workers Party (SWP) zurück. Damit sollten die Bemühungen, die Aktivitäten von Polizeispitzeln innerhalb der Partei zu untersuchen und aufzudecken, bei Strafe des Ausschlusses diskreditiert und gestoppt werden. Erstmals verwendet wurde der Begriff „Agentenhatz“ in einem Brief der SWP-Führung an Alan Gelfand vom 7. April 1978. Dieser Brief war eine Antwort auf Gelfands Forderung nach einer Erklärung für die geheimen Treffen von Joseph Hansen mit dem Federal Bureau of Investigation, die der SWP fast 40 Jahre lang verschwiegen worden waren. Die SWP-Führung schrieb: „Die Partei kann und wird keine Agentenhatz in ihren Reihen dulden. Sie wird keine weitere Wiederholung von Healys Verleumdung durch dich tolerieren.“
In den folgenden Monaten und Jahren wurde der Ausdruck „Agentenhatz“ mit zunehmender Verzweiflung verwendet, da die Untersuchung „Sicherheit und die Vierte Internationale“ eine überwältigende Menge an Beweisen erbrachte und die Rolle des SWP-Führers Joseph Hansen als Agent und Informant für die sowjetische Geheimpolizei und das FBI zweifelsfrei aufdeckte.
Der operative Nutzen des im Grunde absurden Begriffs ergibt sich daraus, dass er in orwellscher Manier die Verteidigung der Partei und der Arbeiterbewegung gegen Provokateure und Polizeispitzel mit „Kommunistenhatz“ und „Judenhatz“ gleichsetzt. Erstere wird von Antikommunisten, Letztere von Antisemiten betrieben. Aber wer ist das Opfer von „Agentenhatz“? Worin genau besteht diese „Hatz“? Das Wort kann im orwellschen „Neusprech“ genutzt werden, um verschiedenste linke Protestaktivitäten zu diskreditieren und zu illegalisieren. Man könnte auf diese Weise auch Opposition gegen Faschisten als „Nazihatz“ denunzieren, oder Opposition gegen Massenmord und illegale Deportationen als „Genozidhatz“.
Vor fünfzig Jahren, im Mai 1975, war Alex Steiner Mitglied der amerikanischen Delegation beim Sechsten Kongress des IKVI, der einstimmig beschloss, die Untersuchung „Sicherheit und die Vierte Internationale“ einzuleiten. In den folgenden Jahren veröffentlichte Steiner Stellungnahmen zur Unterstützung der Untersuchung sogar unter seinem eigenen Namen.
Doch Ende 1978 verließ Steiner die trotzkistische Bewegung. Er zog sich in die selbstgefällige und verlogene Welt opportunistischer kleinbürgerlicher Politik zurück. Damit setzte er den langwierigen Prozess in Gang, die Prinzipien und Ideale, die ihn ursprünglich zur sozialistischen Bewegung hingezogen hatten, mit stetig wachsender Bösartigkeit zu verwerfen. Steiners Zusammenarbeit mit einem Provokateur gegen die sozialistische Bewegung ist nun der Höhepunkt seiner politischen und persönlichen Degeneration.
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